Von Roveja und Platterbsen
Ein „Bauchgefühl“ für die italienische Partnerstadt zu entwickeln: Das war das Ziel des Abends, Spoleto von seiner kulinarischen Seite zumindest ein bisschen vorzustellen und einfach mal reinzuschmecken in den Ort, der sonst eher für seine reiche Historie und sein facettenreiches Festival dei Due Mondi international bekannt ist (Festival der zwei Welten – als „Pendant“ der Schwetzinger Festspiele gab es mit den Ausschlag für die Partnerschaft der beiden Städte). Dass der Part, den sich die Gäste der Stadt auf der Zunge zergehen lassen können, nicht weniger üppig und reichhaltig ist, wurde an dem köstlichen Abend Mitte Oktober schnell deutlich. Veranstaltet wurde das geschmackvolle Event von der mediterranen Kochgesellschaft und der Stadt Schwetzingen aus Anlass der 20-jährigen Partnerschaft beider Gemeinden. Das Angebot in der Schwetzinger AWO wurde von vielen Genussinteressierten angenommen.
Die beste Reisezeit für Spoleto? Für Musikfans ist es der Juli, wenn das berühmte Festival in der ganzen Stadt zelebriert wird, für Christiane Appel ist es der Herbst und der nahende Winter. Die Vorsitzende der mediterranen Kochgesellschaft hatte auch die passende Begründung parat: Erstens stünden immer ein paar Tische und Stühle vor den Bars und Restaurants, die Sonnenstrahlen auszukosten. Zweitens gebe es im Herbst/Winter in Hülle und Fülle das, was Feinschmecker lieben: frisches Olivenöl, Bittergemüse in großer Varietät, Kastanien, Pilze, Trüffeln. Außerdem sei es ein Erlebnis, den Safran-Krokus blühen zu sehen. Er brächte Farbe ins Spiel – optisch wie kulinarisch. Und rum um Spoleto gedeihe er besonders gut. Und drittens seien kaum Touristen unterwegs.
Hülsenfrüchte und Olivenöl
Jana Garbrecht, bei der Stadt Schwetzingen für Städtepartnerschaften zuständig, berichtete von einem langen Einkaufszettel, den sie auf ihrer Reise nach Spoleto im September für diesen Abend abarbeiten musste. Sie hatte den Mediterranen angeboten, für sie in der Stadt einzukaufen – was diese dankbar annahmen, denn „einige der Produkte, die wir heute probieren werden, sind bei uns in Deutschland nur schwer oder gar nicht zu bekommen“, sagte Garbrecht. Ihre Kolleginnen und Kollegen in Spoleto hätten ihr geholfen, in die richtigen Läden zu gehen und die verschiedenen Salami in einer ganz bestimmten Norceria zu kaufen.
Spoleto liegt in Umbrien. Die Region ist sozusagen die Wade des Stiefels. Da die Italiener etwas von Marketing verstehen, vermarkten sie als „das grüne Herz Italiens“. Umbrien ist ziemlich hügelig und bergig, es gibt viel Wiesen und Wald – wenig Ebenen und damit wenig Industrie. Viele junge Menschen hätten die Region verlassen. Jetzt kämen sie zurück, die alten Schätze zu haben, sagte Appel – und die lägen meistens auf dem Acker. Zu diesen Kostbarkeiten gehöre etwa der Safran, der erst seit einigen Jahren wieder in Spoleto angebaut werde; alte Getreidesorten finden neue Abnehmer. Ein bestimmtes Mehl hatte deshalb auch auf der mediterranen Einkaufsliste gestanden, das aber war bereits ausverkauft … Die spoletinische Spezialität Crescia wurde deshalb mit Mehl aus dem Kraichgau zubereitet. Sie wird gebacken wie ein Panetone, ist aber nicht süß, sondern herzhaft: Im Teig stecken neben Olivenöl jede Menge Parmesan und Pecorino – und dazu gibt es verschiedene Sorten Salami, die der 2. Vorsitzende des Vereins, Rolf Kienle, geduldig fein aufschnitt. Diese geschmackvolle Kombination fand rasch Abnehmer.
Zweiter Abend in Planung
Platterbsen? Platterbsen! Die gab es früher auch in Deutschland. Die ferne Verwandte der Gartenwicke half gegen Schwindsucht und wurde bis in die 1920er Jahr zur Schweinemast verwendet. Im Umbrien wird sie gerade neu entdeckt und macht „bella figura“ in der Sterneküche. In der Küche der AWO wurde sie für ein eher deftiges Gericht verwendet, für das Vereinsmitglied Hans-Joachim Appel Peperoncino zerbröselte und ordentlich Knoblauch würfelte, den er in reichlich Olivenöl glasig dünstete, bevor er Platterbsen und gedünstete Cicoria dazugab. Danach kredenzten die Mediterranen eine Suppe aus Wilderbsen. Roveja gilt als die Urerbse und ist äußerst proteinhaltig. Verwendet wird sie vielseitig: als Gemüse, als Mehl, als Pesto oder Brotaufstrich. Geschmacklich abgerundet wurden die Gerichte mit Platt- und Wilderbsen mit hochwertigem umbrischem Olivenöl. Frische grüne Oliven waren auch als Tischdeko ausgelegt, nicht aber zum Essen. Wer dennoch reinbiss, stellte fest: Frische Oliven schmecken bitter. Frisches Olivenöl auch. Das Bittere aber verliert sich, wenn es über Speisen geträufelt wird. Ein „filo d’olio“ hebt den Geschmack. Typisch war die Reihenfolge der Speisen nicht, aber die Stadt Schwetzingen und die mediterrane Kochgesellschaft waren übereingekommen, den Abend den Hülsenfrüchten zu widmen. Zumindest fast ausschließlich.
Ein „magischer Kuchen“
Es war „der merkwürdigste Kuchen“, den sie je gebacken hat, bekannte Teammitglied Sarah Kienle. Für die Crescionda spoletina werden Zutaten wie zerbröselte Amaretti, Eier, Milch und Schokolade wild zusammengemischt, beim Backen aber passiert das Geisterhafte: Der Kuchen trennt sich in drei Schichten. Es gilt deshalb als der „magische Kuchen“ von Spoleto – und fehlt dort auf kaum einer Speisekarte. Trocken saßen die Genussinteressierten zu keinem Zeitpunkt. Nach einem Aperitivo zur Begrüßung mit Safran kam Wein der Rebsorte Trebbiano spoletino in die Gläser, wer Rotwein bevorzugte, trank Rosso die Montefalco – beide ebenfalls Mitbringsel aus der Partnerstadt. mkg
Da die Teilnehmerzahl begrenzt, die Nachfrage aber hoch war, wird der Spoleto-Abend am 20. November in der AWO wiederholt. Beginn ist 18.00 Uhr. Aus Kapazitätsgründen bleibt die Personenzahl begrenzt. Die Teilnahmegebühr beträgt 25,00 Euro pro Person. Teilnahme nur nach Anmeldung an info@kochgesellschaft.de
Von Roveja und Platterbsen
Ein „Bauchgefühl“ für die italienische Partnerstadt zu entwickeln: Das war das Ziel des Abends, Spoleto von seiner kulinarischen Seite zumindest ein bisschen vorzustellen und einfach mal reinzuschmecken in den Ort, der sonst eher für seine reiche Historie und sein facettenreiches Festival dei Due Mondi international bekannt ist (Festival der zwei Welten – als „Pendant“ der Schwetzinger Festspiele gab es mit den Ausschlag für die Partnerschaft der beiden Städte). Dass der Part, den sich die Gäste der Stadt auf der Zunge zergehen lassen können, nicht weniger üppig und reichhaltig ist, wurde an dem köstlichen Abend Mitte Oktober schnell deutlich. Veranstaltet wurde das geschmackvolle Event von der mediterranen Kochgesellschaft und der Stadt Schwetzingen aus Anlass der 20-jährigen Partnerschaft beider Gemeinden. Das Angebot in der Schwetzinger AWO wurde von vielen Genussinteressierten angenommen.
Die beste Reisezeit für Spoleto? Für Musikfans ist es der Juli, wenn das berühmte Festival in der ganzen Stadt zelebriert wird, für Christiane Appel ist es der Herbst und der nahende Winter. Die Vorsitzende der mediterranen Kochgesellschaft hatte auch die passende Begründung parat: Erstens stünden immer ein paar Tische und Stühle vor den Bars und Restaurants, die Sonnenstrahlen auszukosten. Zweitens gebe es im Herbst/Winter in Hülle und Fülle das, was Feinschmecker lieben: frisches Olivenöl, Bittergemüse in großer Varietät, Kastanien, Pilze, Trüffeln. Außerdem sei es ein Erlebnis, den Safran-Krokus blühen zu sehen. Er brächte Farbe ins Spiel – optisch wie kulinarisch. Und rum um Spoleto gedeihe er besonders gut. Und drittens seien kaum Touristen unterwegs.
Hülsenfrüchte und Olivenöl
Jana Garbrecht, bei der Stadt Schwetzingen für Städtepartnerschaften zuständig, berichtete von einem langen Einkaufszettel, den sie auf ihrer Reise nach Spoleto im September für diesen Abend abarbeiten musste. Sie hatte den Mediterranen angeboten, für sie in der Stadt einzukaufen – was diese dankbar annahmen, denn „einige der Produkte, die wir heute probieren werden, sind bei uns in Deutschland nur schwer oder gar nicht zu bekommen“, sagte Garbrecht. Ihre Kolleginnen und Kollegen in Spoleto hätten ihr geholfen, in die richtigen Läden zu gehen und die verschiedenen Salami in einer ganz bestimmten Norceria zu kaufen.
Spoleto liegt in Umbrien. Die Region ist sozusagen die Wade des Stiefels. Da die Italiener etwas von Marketing verstehen, vermarkten sie als „das grüne Herz Italiens“. Umbrien ist ziemlich hügelig und bergig, es gibt viel Wiesen und Wald – wenig Ebenen und damit wenig Industrie. Viele junge Menschen hätten die Region verlassen. Jetzt kämen sie zurück, die alten Schätze zu haben, sagte Appel – und die lägen meistens auf dem Acker. Zu diesen Kostbarkeiten gehöre etwa der Safran, der erst seit einigen Jahren wieder in Spoleto angebaut werde; alte Getreidesorten finden neue Abnehmer. Ein bestimmtes Mehl hatte deshalb auch auf der mediterranen Einkaufsliste gestanden, das aber war bereits ausverkauft … Die spoletinische Spezialität Crescia wurde deshalb mit Mehl aus dem Kraichgau zubereitet. Sie wird gebacken wie ein Panetone, ist aber nicht süß, sondern herzhaft: Im Teig stecken neben Olivenöl jede Menge Parmesan und Pecorino – und dazu gibt es verschiedene Sorten Salami, die der 2. Vorsitzende des Vereins, Rolf Kienle, geduldig fein aufschnitt. Diese geschmackvolle Kombination fand rasch Abnehmer.
Zweiter Abend in Planung
Platterbsen? Platterbsen! Die gab es früher auch in Deutschland. Die ferne Verwandte der Gartenwicke half gegen Schwindsucht und wurde bis in die 1920er Jahr zur Schweinemast verwendet. Im Umbrien wird sie gerade neu entdeckt und macht „bella figura“ in der Sterneküche. In der Küche der AWO wurde sie für ein eher deftiges Gericht verwendet, für das Vereinsmitglied Hans-Joachim Appel Peperoncino zerbröselte und ordentlich Knoblauch würfelte, den er in reichlich Olivenöl glasig dünstete, bevor er Platterbsen und gedünstete Cicoria dazugab. Danach kredenzten die Mediterranen eine Suppe aus Wilderbsen. Roveja gilt als die Urerbse und ist äußerst proteinhaltig. Verwendet wird sie vielseitig: als Gemüse, als Mehl, als Pesto oder Brotaufstrich. Geschmacklich abgerundet wurden die Gerichte mit Platt- und Wilderbsen mit hochwertigem umbrischem Olivenöl. Frische grüne Oliven waren auch als Tischdeko ausgelegt, nicht aber zum Essen. Wer dennoch reinbiss, stellte fest: Frische Oliven schmecken bitter. Frisches Olivenöl auch. Das Bittere aber verliert sich, wenn es über Speisen geträufelt wird. Ein „filo d’olio“ hebt den Geschmack. Typisch war die Reihenfolge der Speisen nicht, aber die Stadt Schwetzingen und die mediterrane Kochgesellschaft waren übereingekommen, den Abend den Hülsenfrüchten zu widmen. Zumindest fast ausschließlich.
Ein „magischer Kuchen“
Es war „der merkwürdigste Kuchen“, den sie je gebacken hat, bekannte Teammitglied Sarah Kienle. Für die Crescionda spoletina werden Zutaten wie zerbröselte Amaretti, Eier, Milch und Schokolade wild zusammengemischt, beim Backen aber passiert das Geisterhafte: Der Kuchen trennt sich in drei Schichten. Es gilt deshalb als der „magische Kuchen“ von Spoleto – und fehlt dort auf kaum einer Speisekarte. Trocken saßen die Genussinteressierten zu keinem Zeitpunkt. Nach einem Aperitivo zur Begrüßung mit Safran kam Wein der Rebsorte Trebbiano spoletino in die Gläser, wer Rotwein bevorzugte, trank Rosso die Montefalco – beide ebenfalls Mitbringsel aus der Partnerstadt. mkg
Da die Teilnehmerzahl begrenzt, die Nachfrage aber hoch war, wird der Spoleto-Abend am 20. November in der AWO wiederholt. Beginn ist 18.00 Uhr. Aus Kapazitätsgründen bleibt die Personenzahl begrenzt. Die Teilnahmegebühr beträgt 25,00 Euro pro Person. Teilnahme nur nach Anmeldung an info@kochgesellschaft.de